In den letzten Jahren haben Untersuchungen gezeigt, welche große Bedeutung die Varroamilbe (Varroa destructor) als Überträgerin von Viren hat. Ein wesentlicher Teil der Verluste an Bienenvölkern ist auf den vermehrten Ausbruch von Virenerkrankungen zurückzuführen. Latent sind die Viren vieler Erkrankungen in den Völkern vorhanden. Zum Ausbruch kommt eine Krankheit erst, wenn ein hoher Grad der Infektion erreicht und die Immunabwehr der einzelnen Biene überfordert wird.

Honigbienen nehmen Viren meist über die Nahrung und damit durch den Darmtrakt auf. Honig, Pollen oder der Futtersaft können Viren enthalten. Die Viren gelangen so ins Volk oder können Bienen und Larven infizieren. Der Darmtrakt selbst stellt einen gewissen Schutz gegen das Eindringen der Viren und damit gegen die Infektion dar.

Die Varroamilbe hat sich als Überträgerin für BienenViren etabliert und dabei einen neuen Ansteckungs- oder Übertragungsweg eingeführt. Werden die Viren über den Stich der Varroamilben übertragen, so gelangen die Viren direkt in die Hämolymphe der Biene. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist auf diesem Wege deutlich höher, da die Viren die Darmwand umgehen. Die Viren erreichen durch den direkten Eintritt in die Hämolymphe schnell einen hohen Grad der Infektion (Virentiter). Zusätzlich ist die einzelne Biene in ihrer Immunabwehr durch die Milben bereits geschwächt.

Wird die Brut durch die Varroamilbe befallen, so ist die Streckmade gerade in der sensiblen Phase der Metamorphose. Die innere Struktur der Bienenlarve wird abgebaut und in Form der Puppe wieder neu aufgebaut. In dieser Umbauphase ist die Larve besonders empfänglich für eine Infektion. Bei einem Eindringen von Viren in die Hämolymphe der Biene können diese nur einzelne Organe infizieren und müssen dazu die Gewebe der Organe durchdringen. Während der Metamorphose gibt es diese Strukturen nicht und die Hämolymphe umspült die einzelnen Zellen direkt. Es kommt zu einer systemischen Infektion des gesamten Organismus und nicht nur einzelner Organe.